Akte, Antike, Anatomie

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Presseinformation

Zeichnend die Welt erschließen

Zwei sich ergänzende Ausstellungen eines institutionenübergreifenden Kooperationsprojekts der Hamburger Kunsthalle (Kupferstichkabinett), der Universität Hamburg (Kunstgeschichtliches Seminar) und der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg 

Kurator*innen

Dr. Andreas Stolzenburg (Leiter Kupferstichkabinett Hamburger Kunsthalle)
Prof. Dr. Iris Wenderholm (Universität Hamburg)

Das Zeichnen als Technik der Welterschließung und Wissensvermittlung steht im Fokus eines institutionenübergreifenden Kooperationsprojekts, das die Hamburger Kunsthalle (Kupferstichkabinett) mit der Universität Hamburg (Kunstgeschichtliches Seminar) und der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg entwickelt hat. In zwei parallel beginnenden, sich ergänzenden Ausstellungen wird unter dem gemeinsamen Titel AKTE, ANTIKE, ANATOMIE. Zeichnend die Welt erschließen einerseits das an den Akademien und in den Künstlerateliers erlernte Zeichnen sowie andererseits das dilettantische, im Privaten ausgeübte Zeichnen vorgestellt:

Im Harzen-Kabinett der Hamburger Kunsthalle (8. November 2024 bis 23. Februar 2025) liegt der Schwerpunkt der Präsentation mit etwa 100 Exponaten auf Handzeichnungen des 15.–19. Jahrhunderts, die das Potenzial künstlerisch-wissenschaftlichen Zeichnens als Instrument von Wissensvermittlung und Erkenntnisgewinn zeigen. Denn die Visualisierung neuer anatomischer Erkenntnisse ebenso wie die Dokumentation archäologischer Funde wurde ausgebildeten Künstlern überlassen, die das Gefundene nicht nur zeichnerisch festhielten, sondern auch Strategien der Vermittlung visueller Informationen entwickelten. Die Ausstellung zeigt neben anatomischen Zeichnungen und Kupferstichen aufwendig illustrierte antiquarische Werke (Perrier: Segmenta nobilium, 1638) und frühe Druckgraphik (Marco Dente da Ravenna: Laokoon, 1520/25). Zudem werden ausgewählte Darstellungen von Lernsituationen in Ateliers und an den Akademien zu sehen sein.

Im Ausstellungsraum der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (7. November bis 20. Dezember 2024) steht ein unerforschtes Zeichnungsalbum des Dilettanten Joachim Etzekiel Levezow aus dem späten 17. Jahrhundert im Mittelpunkt. Es enthält Handzeichnungen aus unterschiedlichen Wissensbereichen wie Anatomie, Antike und Naturkunde. Dazu zeigt die Ausstellung wertvolle Handzeichnungen: Eine vieldiskutierte Proportionsfigur aus dem Dürer-Umkreis sowie Charakterköpfe aus dem größten bekannten Bestand an Zeichnungen Wolf Hubers. Die im 16. Jahrhundert populären Zeichenbücher, die den menschlichen Körper für Künstler mithilfe von Fragmentierung und Geometrisierung erfassbar machten, zeigen den Prozess der künstlerischen Aneignung der Wirklichkeit. Großformatige anatomische Atlanten (Vesalius: De humani corporis fabrica, 1543; Cesio/Preißler: Anatomie der Maler, 1759) und Werke der frühen archäologischen Forschung (Speculum Romanae Magnificentiae, 1575; Boissard: Topographia Urbis Romae, 1681) belegen den bedeutenden Anteil der Wissensvermittlung, der Künstlern in den entstehenden Fachdisziplinen zukam. Diesen Arbeiten werden Druckgraphiken nach Peter Paul Rubens und historische Vorlagenbücher gegenübergestellt.

Mit dem Kooperationsprojekt kann das Fach Kunstgeschichte als bildwissenschaftlich arbeitende Disziplin vorgestellt und die Relevanz von zeichnerischer Erschließung, Dokumentation und Fixierung von Wissensinhalten in einer digital geprägten Welt vermittelt werden. 

Die Ausstellung wurde im Rahmen mehrerer Seminare entwickelt und wird von einem beide Ausstellungen zusammenführenden Katalog (Michael Imhof Verlag, 392 Seiten, 255 Farbabbildungen) mit Texten von Studierenden sowie den Kurator*innen und weiteren Experten begleitet. Die Publikation ist zum Preis von 39 Euro im Museumsshop und unter www.freunde-der-kunsthalle.de erhältlich.

Das Zeichnungsalbum des Dilettanten Joachim Etzekiel Levezow wird mit dem Ende der Ausstellung der Staats- und Universitätsbibliothek (ab dem 20. Dezember 2024) in der Ausstellung der Kunsthalle präsentiert. Das Album wurde vom Hub of Computing & Data Science als digitale Edition aufgearbeitet und kann komplett digital angeschaut werden. Texte von Studierenden der Universität Hamburg kommentieren die Zeichnungen Levezows und ordnen sie in einen größeren Zusammenhang von frühneuzeitlicher Motivverwendung und Wanderung von Wissensbeständen ein. 

Pressemitteilung

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Gefördert von

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Pressesprecherin & Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mira Forte
Giulio Tomba, Stecher (um 1780–1841), Felice Giani, Zeichner (1758–1823) Rosaspinas's Zeichenschule, 1811, Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett © Hamburger Kunsthalle / bpk
Giulio Tomba, Stecher, Felice Giani, ZeichnerRosaspinas's Zeichenschule, 1811
Marco Dente, Stecher, (1493–1560) Die Akademie des Baccio Bandinelli, nach 1531, Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang
Anonym (italienisch?, 16. Jh.), StecherDie Akademie des Baccio Bandinelli, nach 1531
Odoardo Fialetti, Radierer (1573–1638) Schüler beim Zeichnen, 1608, Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett © Hamburger Kunsthalle / bpk
Odoardo Fialetti, Radierer Schüler beim Zeichnen, 1608
Hendrick Goltzius, Stecher (1558–1617) Apollo Belvedere, 1592, Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett © Hamburger Kunsthalle / bpk
Hendrick Goltzius, StecherApollo Belvedere, 1592
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